Vom Zeitzeugengespräch mit Ernst Grube

,,Wir sind und waren keine Feinde, wir waren auch Deutsche“

Dass die Zeit des Nationalsozialismus und der Holocaust das dunkelste Kapitel unserer Geschichte ist, ist uns allen bewusst. Doch einen eindrücklichen Einblick ermöglichten uns die Erzählungen des 90-jährigen Holocaustüberlebenden Ernst Grube. Nach einer kurzen Begrüßung durch Frau Arnold fing er an, über seine Kindheit und Jugend im Dritten Reich zu berichten:

Ernst Grube wurde 1932 in München geboren und verbrachte in einem Nachbarhaus der Synagoge am Stachus eine glückliche Kindheit. Als die Nationalsozialisten an die Macht kamen, sollte er bald die menschenverachtende Ideologie erfahren, da seine Mutter Jüdin und sein Vater Kommunist waren. 1938, kurz nach der Geburt seiner jüngeren Schwester, war die ganze Familie gezwungen, die Wohnung zu verlassen. Um den Kindern eine bessere Kindheit zu ermöglichen, gaben die Eltern Ernst und seine beiden Geschwister in ein jüdisches Kinderheim. Hier erlebte er nach seinen Erzählungen eine prägende Zeit, vor allem wegen des Zusammenhalts in dieser Gemeinschaft. Nach Schließung des Heimes kamen die Kinder in ein Lager nach Milbertshofen und als dieses ebenfalls aufgelöst wurde, wurden sie nach Berg am Laim verlegt. Von 1943 an wohnten Ernst und seine Geschwister für kurze Zeit bei den Eltern, bis die Mutter und ihre drei Kinder im Februar 1945 ins Konzentrationslager Theresienstadt bei Prag deportiert wurden, wo die Familie erneut getrennt wurde. Nachdem sie dort drei Monate lang unter miserablen Bedingungen festgehalten worden waren, wurden sie am 8. Mai 1945 von der Roten Armee befreit.

Dass seine Geschwister, Eltern und Ernst Grube den Holocaust überlebt haben, grenzt an ein Wunder. Der Großteil seiner Familie wurde durch die Nationalsozialisten ermordet.

Während der folgenden Fragerunde wurde er unter anderem gefragt,  wie es für ihn in der Nachkriegszeit weitergegangen ist. Er erzählte, dass er mit seinem Vater Zeit verbrachte, das Abitur nachholte und als Maler arbeitete. Später wurde er Berufsschullehrer und engagiert sich auch heute noch politisch. Nachdenklich stimmte uns, als er davon berichtete, dass erst ab den 1980er ihm und seiner Geschichte während des Nationalsozialismus zugehört wurde.

Zum Abschluss wurde Ernst Grube mit lautem Applaus verabschiedet. Das Gespräch mit ihm hat uns gezeigt, dass sich die deutsche Gesellschaft zwar verändert hat, aber trotzdem noch rechtsradikales Gedankengut verbreitet ist. Deshalb ist es wichtig wachsam zu sein und sich entschieden gegen Ausgrenzung, Diskriminierung und Extremismus in jeder Form einzusetzen und alles dafür zu tun, dass sich der Holocaust nicht nochmal ereignet. Seine Erzählung wird uns im Gedächtnis bleiben und wir sind sehr dankbar, dass wir die Chance hatten, an diesem Zeitzeugengespräch Teil zu haben.

von Valeria Erhardt und Cornelius Dietrich