Genitalverstümmelung – Menschenrechtsverletzungen an Frauen

In diesem Artikel wird über eine brutale Menschenrechtsverletzung an jungen Frauen berichtet. Laut Schätzungen der Weltgesundheitsorganisation (WHO) sind weltweit 200 Mio. Frauen davon betroffen und täglich kommen etwa 8000 neue Fälle hinzu. Es geht um die Genitalverstümmelung (Female Genital Mutilation, kurz FGM).

Doch was genau ist eigentlich Genitalverstümmelung?

FGM ist eine alte Tradition, welche v.a. in Afrika, aber auch in vielen weiteren Teilen der Welt, auch in Europa, praktiziert wird. Dabei werden bei jungen Mädchen noch vor der Pubertät meist im Alter von 4-8 Jahren, teilweise auch schon im Säuglingsalter, die Geschlechtsteile verletzt oder ganz entfernt.

Es gibt verschiedene Abstufungen von FGM. Diese sind:

1. Die Verletzung der Geschlechtsteile durch z.B. Durchstechen, Einschneiden oder durch Brandwunden
2. Das Ausschneiden der Klitoris und den inneren Schamlippen oder von Teilen davon (diese Variante ist die häufigste)
3. Das Ausschneiden von Teilen oder der gesamten äußeren Geschlechtsteile mit anschließendem Zusammennähen der Wunde (schlimmste Form von FGM)
Alle Varianten werden ohne Narkose und meist mit Werkzeugen wie Glasscherben, Rasierklingen oder Scheren durchgeführt. Häufig gibt es für die Prozedur sogenannte professionelle Beschneiderinnen.

Die Gründe für FGM

Jetzt stellt sich die Frage: Warum? Warum wird den jungen Mädchen und Frauen so etwas Grausames angetan?
Es gibt mehrere Gründe dafür:
– Die sexuelle Lust der Frau soll verhindert werden, sodass sie ihrem Mann immer treu bleibt
– Machtdemonstration von Männern gegenüber Frauen
– unbeschnittene Frauen gelten als „unrein“ und können daher nicht verheiratet werden, woraufhin die Familie eines unbeschnittenen Mädchens keinen Brautpreis erhält
– alte Tradition nach dem Motto: „War doch schon immer so. Warum sollten wir etwas ändern?“
– der Glaube/die Religion schreibt es vor
Selbstverständlich rechtfertigt keiner der genannten Gründe die Genitalverstümmelung!

Die Folgen von FGM

Für die jungen Mädchen ist dieses Erlebnis sehr prägend und zieht viele gesundheitliche Schäden mit sich. Von dem Zeitpunkt der Beschneidung an müssen die Frauen lebenslänglich beinahe immer andauernde Schmerzen durchstehen. Der Tag der Verstümmelung verändert ihr Leben!
– starke Blutungen, Entzündungen, Blutvergiftungen, HIV-Übertragung usw. bei Verstümmelung 🡪 führen häufig zum Tod
– enorme Schmerzen bei Menstruation, beim Urinieren und beim Geschlechtsverkehr
– erschwerte Geburten 🡪 führen leicht zum Tod
– teilweise Unfruchtbarkeit
All das sind Folgen von FGM. Hinzu kommen natürlich noch psychische Schäden, wie Traumata.

Genitalverstümmelung in Europa

Wie oben schon erwähnt, findet FGM auch bei uns in Europa statt. Laut Schätzungen der WHO sind hier etwa 1 Mio. Frauen davon betroffen bzw. bedroht.
Doch wie kam es überhaupt dazu?
Die Antwort ist ganz einfach: Wenn Menschen ihre Heimat verlassen müssen, nehmen sie meist etwas mit, das sie daran erinnert oder mit dem sie sich identifizieren können. Und genau auf diesem Weg ist auch die Tradition der Genitalverstümmelung nach Europa gekommen.
Trotz der Tatsache, dass Genitalverstümmelung in den meisten Ländern gesetzlich verboten ist, wird FGM praktiziert. In unserer heutigen Gesellschaft unfassbar!

Rückoperation

Mittlerweile gibt es für Betroffene eine Operation, bei der die Klitoris wiederhergestellt werden kann und den Patientinnen somit wieder ein normales Leben ermöglicht wird.
Dieses Projekt wurde mit der Desert Flower Foundation verwirklicht, an deren Spitze Waris Dirie, Menschenrechtsaktivisten und ehemaliges Supermodel, steht.

Eigenes Engagement

Sollte jemand nach diesem Artikel selbst gerne etwas gegen Genitalverstümmelung tun und junge Mädchen vor diesem Ritual bewahren wollen, ist es lohnenswert, auch mal auf der Homepage der eben schon genannten Desert Flower Foundation vorbeizuschauen  (https://www.desertflowerfoundation.org/de/home.html).
Dort gibt es neben Informationen zu FGM und Waris Dirie unter anderem auch Möglichkeiten zu spenden oder ein von FGM bedrohtes Mädchen als Patenkind zu übernehmen und somit eine Beschneidung zu verhindern.
 
A.Wellner
Literatur:
– Wüstenblume (Film). Regie: Sherry Hormann.
– Dirie, Waris: Safa: Die Rettung der kleinen Wüstenblume. Knaur HC Verlag.
– Korn, Fadumo: Schwester Löwenherz: Eine mutige Afrikanerin kämpft für Menschenrechte. Kösel-Verlag.