Eine Straße in Bayern

„Eine Straße ein Bayern“ ist eine Ausstellung über jüdisches Leben in Bayern vor 1933. Sie macht das vielfältige jüdische Leben vor dem Holocaust erfahrbar. Das geschieht in Bildern durch eine fiktive bayerische Straße – eine Collage aus historischen Fotografien. In den Texten oder Tondokumenten begegnen dem Besucher Jüdinnen und Juden. Aus ihren sorgfältig recherchierten Biografien sind Texte entstanden,die diese historischen Personen selbst sprechen lassen.

Es ist eine erstaunlich große Vielfalt, die den Besuchern hier begegnet – in sozialer, wirtschaftlicher, politischer Hinsicht; zu Fragen des religiösen und kulturellen Selbstverständnisses; aber auch mit Blick auf individuelle Unterschiede.

Was die Porträtierten ausmachte, ist aus unterschiedlichen Quellen bekannt: Manche schrieben später Memoiren, es gibt Erinnerungen von Familienangehörigen, Nachbarn und Freunden. Akten dokumentieren das Geschäftsleben ebenso wie Hochzeiten, Geburten und Todesfälle. Jüdische Gemeinden führten Chroniken. Private und offizielle Bildsammlungen zeigen alltägliches Leben und besondere Ereignisse. Die Biografien sind aus der Perspektive des Januars 1933 erzählt. Dort, kurz vor dem Beginn der nationalsozialistischen Herrschaft, brechen sie ab. In vielen klingt die Ausgrenzung bereits an, in anderen ist sie nicht spürbar. Informationen, was danach geschah, gibt es am Ende der Ausstellung.

Ob diese Menschen ein Leben als Gelehrte, Kaufleute oder Händler führten,ob sie Schülerin, Familienvater oder Großmutter waren–sie alle hatten eines gemeinsam: Aus der Vielfalt jüdischen Lebens machten die Nationalsozialisten eine Gruppe,die sie nur über ein einziges Merkmal definierten: die jüdische „Abstammung“. Auf ihrer Basis versuchten sie, jüdisches Leben auszulöschen.

In einem jüdischen Gebetbuch heißt es: „Solange wir leben, werden sie auch leben, denn sie sind nun ein Teil von uns, wenn wir uns an sie erinnern.“

Erinnern – das möchte diese Ausstellung.