Wer träumt nicht davon, einen Monat in der Karibik zu leben? Ich hatte das Glück, genau das tun zu können und den März 2023 auf Guadeloupe, einem französischen Überseegebiet, zu verbringen. Die Départments et régions d`outre-mer von Frankreich liegen verstreut auf der anderen Seite der Welt in den Tropen, gehören aber zur EU, weswegen Reisen dorthin von Erasmus gefördert werden.
Nachdem dann auch alles mit Erasmus geregelt und das Geld an uns überwiesen war, konnte ich nur wenige Wochen vor Abflug den Flug buchen. Von München nach Paris und dann weiter nach Pointe-à-Pitre, der Hauptstadt von Guadeloupe. Jetzt fehlte nur noch die Unterkunft, aber die war auch schnell über Airbnb gebucht. Jetzt hieß es nur noch packen. Am ersten März ging dann mein Flug. Ich war aufgeregt, aber habe mich viel mehr gefreut. Meine größte konkrete Sorge war nur noch die Frage, wie ich abends vom Flughafen zum Airbnb kommen sollte. Aber als ich dann aus dem Flughafen rausgekommen bin, hat schon Coco, der Chauffeur vom Hotel auf mich gewartet. Welche Erleichterung! Der hat mich dann sogar noch bis zum Airbnb begleitet, um zu schauen, ob alles gut ist. Meine Wohnung war nämlich nicht gerade im touristischen Teil der Insel, sondern genau da, wo sich Touristen lieber nicht aufhalten. Das konnte man davor nicht wissen. Naja, die erste Nacht habe ich wegen des Jetlags nach dem Zwölf-Stunden-Flug mit sechs Stunden Zeitunterschied sowieso nicht geschlafen.
Die ersten Tage Praktikum waren total aufregend. Zum Glück hatte ich durch mein vorangegangenes Auslandsjahr auf La Réunion keine Probleme mit Französisch. Es war super toll, so viele neue Menschen auf einmal kennenzulernen. Auch die Aufgaben im Hotel, in dem ich mein Praktikum gemacht habe, waren abwechslungsreich und interessant. Ich hatte immer von 7:30- 14:30 Uhr Praktikum. Das heißt, ich stehe um fünf Uhr auf um mich nach einer heißen tropischen Nacht erstmal zu duschen und dann um sechs Uhr den Bus gegenüber dem Gebäude zu nehmen. Wenn ich um sechs das Haus verlasse, ist es draußen noch dunkel. Ca. 30 Minuten dauert die Busfahrt bis zu dem Hotel. Das kommt aber ganz drauf an, wie die Busse gerade kommen. An die Zeiten halten die sich nämlich ganz und gar nicht. Wenn man Pech hat, kann man auch mal eine Stunde auf den Bus warten, der eigentlich alle 15 Minuten kommen soll. Meiner kommt zum Glück relativ zuverlässig alle 30 Minuten.
Im Hotel angekommen, kriege ich erstmal ein Frühstück: Pain aux Chocolats und Croissants. Bis 12 Uhr habe ich dann verschiedene Aufgaben an der Rezeption. Ich nehme Telefonate an (ich muss zugegeben, man muss sich auch erstmal dran gewöhnen, auf Französisch richtig „professionelle” Anrufe anzunehmen und Auskunft zu geben. Ich sollte vor allem direkt am ersten Tag alle Telefonate annehmen, obwohl ich selbst nicht mal wusste, wieviel ein Zimmer die Nacht kostet oder wie die Zimmer ausgestattet sind. Ihr könnt euch also vorstellen, wie das dann so aussah … naja, fake it till you make it ;). Außerdem erstelle ich Zimmer-Karten, mache Reservierungen, erledige Check-ins und Check-outs, reserviere Tische für das Restaurant, welches zum Hotel gehört, oder tausche Strandhandtücher aus. In vier Wochen habe ich dementsprechend sehr viel über den Ablauf in einem Hotel gelernt. Um 12 Uhr bekomme ich dann ein Mittagessen mit viel kreolischer Auswahl. Von Reis, Soßen, Ananas, Gratins, Bokits (eine Street-Food-Spezialität auf Guadeloupe) bis hin zu Éclairs … Ganz besonderes Highlight war das spezielle vegetarische Menü für mich, denn man muss wissen, dass man die Vegetarier auf Guadeloupe an einer Hand abzählen kann. Danach geht es dann weiter mit Praktikum bis ich um 14:30 entlassen werde. Sobald ich frei habe, gehe ich meistens direkt zum Strand. Mein Hotel ist im touristischen Teil der Insel und die Strände sind dementsprechend sehr schön. Genauso wie man sie sich in der Karibik vorstellt: türkises Wasser und weiße Sandstrände mit Palmen. An manchen Tagen fahre ich erst zum Airbnb, dusche mich (es hat inzwischen nämlich gut mal über 30 Grad (nicht zu vergessen, dass diese nicht den deutschen Grad entsprechen, sondern viel schwüler, humider und eben tropischer sind), dann gehe ich entweder in die Stadt oder fahre mit Freunden, die im gleichen Hochhaus wohnen oder die ich im Praktikum kennengelernt habe, zu weiter entfernten Stränden. Ich gehe auch in Museen; ganz bekannt zum Beispiel ist der Act Memorial, der direkt in Pointe-à-Pitre ist und über die Geschichte von Guadeloupe und vor allem über die Sklaverei aufklärt. Sehr interessant, aber auch unfassbar schrecklich! An den Wochenenden unternehme ich mit Bekannten Aktivitäten wie eine Wanderung auf den Vulkan von Basse Terre, die westliche Insel, die eine Vulkaninsel ist, gehe schnorcheln und mit Schildkröten schwimmen auf Grande Terre, der östlichen Insel, die eine Koralleninsel ist, besuche eine Zuckerrohr-Plantage oder wandere zu Wasserfällen. An einem Wochenende bin ich sogar mit dem Boot nach Marie-Galante gefahren, einer kleinen Koralleninsel mit wunderschönen karibischen Stränden.
Aber nach vier Wochen ist der kleine Traum dann auch schon zu Ende und nach fast 24-stündiger Reise komme ich wieder in Deutschland an. Zusammenfassend war dieses Erlebnis einfach großartig. Trotz der Anfangstage, die wirklich aufregend und nervenaufreibend waren, da ich bei Ankunft mitten in der Nacht in tropischer Hitze feststellte, dass ich im von Einheimischen sogenannten Ghetto von Guadeloupe untergebracht bin. Man ahnt, dass viel Unerwartetes auf einen zukommen wird. Mein Wunsch, mehr über die Hotellerie zu erfahren, ist voll aufgegangen und durch die frühe Arbeitsschicht hatte ich trotzdem noch viel Zeit, die Insel zu erkunden. Mein Aufenthalt auf Guadeloupe war definitiv ein Erlebnis, das mich sehr gestärkt hat.
Ann-Kathrin Henry (Q11)
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