Bücher, Bücher und noch mehr Bücher

Na ja. Die kennt ja jeder von euch. Und ihr habt ja alle auch wahrscheinlich eine/n Lieblingsautoren/Lieblingsautorin. Viel interessanter ist aber eigentlich, was mit den Büchern passiert, die in einem Buchladen landen. Ich meine hier natürlich nicht den Hugendubel oder Amazon, nein – einen richtigen Buchladen. Von denen gibt es in Deutschland leider nicht mehr so viele, da alle ihre Bücher nur noch im Internet bestellen. Aber dazu kommen wir später noch einmal. Um zu erfahren, was so um einen Laden, den Verkäufer und die Bücher herum passiert, habe ich mir mit Frau Andrieu ein Interview gehalten. Ihre eigene Buchhandlung steht in der Landsbergerstraße in Pasing.   

Interview

Mit wie vielen Jahren haben Sie denn Ihren Buchladen eröffnet? 

Frau Andrieu: Selbstständig bin ich seit zehn Jahren. Und vorher war ich über zwanzig Jahre als Buchhändlerin angestellt.

Haben Sie hier jedes Buch im Laden gelesen?

Frau Andrieu: Nein, aber ich bemühe mich, einen großen Teil der Bücher, die ich hier habe, zu kennen. So zu kennen,  dass ich sie weiterempfehlen kann oder zumindest weiß, worum es in dem Buch geht. Aber ich habe vieles von dem, was ich hier habe, tatsächlich gelesen.

Was lesen Sie denn in Ihrer Freizeit? 

Frau Andrieu: Ich lese gerne sowohl Erwachsenenliteratur als auch Romane, Sachbücher oder  Kinderbücher, also querbeet.

Haben Sie ein Lieblingsbuch?

Frau Andrieu: Ja. Das wechselt zwar oft, aber im Moment habe ich Käte Recheis entdeckt, die sehr gute Bücher schreibt.

Arbeiten Sie hier allein?

Frau Andrieu: Nein, ich habe hier meine Kollegin.

Warum haben Sie denn diesen Buchladen aufgemacht?

Frau Andrieu: Ich habe vorher in der Buchhandlung gearbeitet, die ich jetzt gekauft habe. Und da ist mir aufgefallen, dass ich diesen Buchladen gerne selber führen würde. Ich wollte selbstständig die Entscheidungen treffen, welche Bücher in diesem Laden sein sollen. Und dann habe ich diese (richtige) Entscheidung getroffen, den Buchladen aufzukaufen.

Ihr Buchladen steht in einer Straße, in der es jetzt nicht so die besten Parkplatzmöglichkeiten gibt. Das ist doch unpraktisch.

Frau Andrieu: Nein. Die meisten kommen hier zu Fuß oder mit dem Fahrrad. Man kann auch mit dem Auto kommen, denn hinter der Buchhandlung ist ein kleiner Parkplatz.

Wie viele Leute kaufen denn an so einem Tag bei Ihnen ein?

Frau Andrieu: Das ist sehr unterschiedlich. Die Hauptsaison ist natürlich vor Weihnachten. Während der Ferien kommen weniger Kunden, weil natürlich sehr viele dann im Urlaub sind.  Sonst ist es natürlich unterschiedlich.

Was muss Ihrer Meinung nach ein guter Buchhändler können?

Frau Andrieu: Ein guter Buchhändler muss vor allem zwei große Lieben haben: erstens natürlich zur Literatur, also zu Büchern. Er muss also gerne lesen. Zweitens, wenn er Buchhändler ist, handelt er ja mit Büchern, ist also nicht Bibliothekar. Er muss also vor allem auch den Umgang mit Menschen verstehen. Er hat ja andauernd mit ihnen zu tun. Der Verkaufsaspekt ist deswegen auch wichtig, denn Bücher haben ja einen doppelten Charakter. Sie sind materiell zu verstehen und, das ist eigentlich das Wichtigste, der Inhalt, also das, was sich von dem Entziffern von Buchstaben zu Wörtern und Sätzen entwickelt und das was dann entsteht, das Verursachen von Gefühlen, dieses Geheimnis…  das muss ein guter Buchhändler verstehen und das muss ihm Spaß machen.

Das erinnert mich so ein bisschen an die Unendliche Geschichte. Bastian hatte eine ähnliche Einstellung zu Büchern.

Ja ich finde das eigentlich auch so. Ja, der Michael Ende hat auch sehr viel gut formuliert und in Bilder gepackt. Auch die Momo (oder ist es der Momo?). Eher so ein neutrales Kerlchen. Und die Zeiträuber und die Frage worauf es im Leben ankommt, das ist sehr philosophisch.

Wie wird man Buchhändler? Da gibt es ja keine Ausbildung, oder?

Doch, doch. Es gibt eine richtige Ausbildung zum Buchhändler/Buchhändlerin. Man muss erst mal in einer Buchhandlung Lehrjahre absolvieren. Parallel dazu geht man auf eine Schule. So war es auf jeden Fall bei mir, das ist, glaube ich, immer noch so. Dann legt man eine Prüfung als Buchhändler/ Buchhändlerin vor der Industrie-und Handelskammer ab. Bei mir war es etwas anders, ich habe neben dem Studieren in einer Buchhandlung gejobbt, das wurde mir dann netterweise als Lehrjahre angerechnet. Aber es gibt diese klassische Ausbildung zum Buchhändler/Buchhändlerin.

Merken Sie, dass viele Leute Ihre Bücher nur noch im Internet bestellen?

Nein, ich nicht; ich glaube, der stationäre  Buchhandel allgemein merkt das schon, aber ich mit meiner kleinen Buchhandlung merke das nicht. Ich kriege das zwar mit, aber es kommen viele Kund(inn)en, die ein Buch entdeckt haben und es lieber bei mir kaufen. Aber ich weiß, dass das ein großes Problem ist.

Empfehlen Sie doch mal eine Klassenlektüre für eine 5. Klasse.

Da würde ich das leider etwas dicke Buch, „Der weiße Wolf“ von Käte Recheis empfehlen. Wenn das Buch etwas dünner sein sollte z.B. Cornelia Funkes „Der Herr der Diebe“. Oder von einer neuen, jungen Autorin, einer Niederländerin, die Anna Wolz. „Meine seltsame Woche mit Tess“.  Louis Sachar: „Löcher“, oder Klassiker wie Momo und Oliver Scherz: „Keiner hält Don Carlo auf“.

Und noch eine abschließende Frage: Welches Buch sollte jeder einmal gelesen haben?

Also… ich glaube… die Bibel. Das alte und neue Testament. 

Warum?

Weil das unser Grund ist. Weil das Sinn aufmacht. Und zwar nicht kirchlich gesehen oder konfessionell. Jeder Mensch hat einen Grundmythos und das ist nun mal die Bibel. Das sollte jeder einmal lesen, und zwar nicht irgendeine Kinderbibel mit niedlichen Bildern, sondern wirklich die Bibel. Und egal welche Übersetzung… 

Dann Dankeschön für das Gespräch.

Gern geschehen.