Guantanamo – Menschenrechte gegen das Leben

In der prallen Sonne von Kuba sitzt ein Häftling draußen in einem Käfig. Er kniet auf dem Boden, den Kopf in seine Hände gelegt. 
Die heiße Sonne von Kuba brennt auf seinen nackten Hals, die Luft ist stickig. Sein Name ist Sami Al-Haj, er wird erst 2008 freigelassen werden. Er wurde 2001 als Kameramann auf dem Weg nach Afghanistan als mutmaßlicher feindlicher Kämpfer festgenommen. 
Er hat nichts verbrochen. Es gibt keine Anklage, nur Beschuldigungen ohne Beweise. Er muss noch lange, lange im schlimmsten Gefängnis der heutige Zeit bleiben.
Heute existiert kein Camp X-Ray mehr, dafür aber das Camp Iguana und das Delta-Camp. All das sind Bezeichnungen für die Unterbringung von Gefangenen – auch bekannt unter dem Namen Guantanamo. Im Delta-Camp befindet sich der Hauptteil der 41 Insassen, in dem anderen sitzen erwiesenermaßen unschuldige Häftlinge, für die es laut den USA unmöglich ist, in ihre Heimat zurückzukehren.
 
Die ehemalige Militärbasis der USA wurde nach den Anschlägen des 11. Septembers auf Anordnung des damaligen Präsidenten George W. Bush in ein Gefangenenlager umfunktioniert. Es sollte eine Ansage sein im Kampf gegen den wachsenden Terrorismus weltweit, ein Meilenstein, eine Abschreckung. Geworden ist aus der Idee eine fast schon mittelalterliche Folteranstalt. Immer wieder gibt es Skandale über das Gefängnis, Gegendemonstrationen und erschreckende Geschichten von denen, die nach eigenen Angaben die Hölle auf Erden überlebt haben.
 
Barack Obama hatte angekündigt, das Gefängnis schließen zu lassen, doch in seiner Amtszeit hat sich nichts getan. Donald Trump betonte, das Gefängnis noch 25 Jahre weiterlaufen zu lassen. Für viele Gegner der schrecklichen Anstalt ist das ein Schritt zurück. “Mr. Obama, überlassen Sie Guantanamo nicht Donald Trump!”, sagte Margret Huang, von Amnesty International, kurz bevor Trump seine Präsidentschaft antrat. Doch Trump behauptete, das Gefängnis noch “mit ein paar bösen Jungs” füllen zu wollen, was für viele eine absolute Katastrophe darstellt.
 
Denn den USA reicht es, jemanden zu verdächtigen, Terrorist zu sein, um ihn einzusperren. 2019 saß genau ein einziger von den überwiegend muslimischen Gefangenen seine rechtmäßige Strafe ab, fünf waren erwiesenermaßen unschuldig, wie beispielsweise Deutschlandfunk 2018 berichtete. Das geht natürlich nur, weil auf Kuba nicht die amerikanische Rechtsprechung gilt und die Gefangenen nicht einmal die Rechte von Kriegsgefangenen besitzen. Somit hat die USA viele Freiheiten, die Zustände in Guantanamo sind entsprechend schlimm.
 
Internationale Journalisten fanden heraus, dass für jeden Insassen rund 40 Bewacher existieren, also über 1800 im gesamten Gefängnis. Zumindest darf etwa die Hälfte der Gefangenen gemeinsam essen, beten, Fernsehen schauen, oder im Garten arbeiten, wenn sie die Regeln befolgen.
 
Nach außen hin versuchen die Wärter zu zeigen, wie gut es den Gefangenen angeblich geht, doch die Wirklichkeit sieht anders aus.
 
Immer wieder berichten Gefangene von der Folter, wie zum Besipiel dem Waterboarding, bei dem das Ertrinken qualvoll simuliert wird. Auch geraten viele Insassen in Isolationshaft, werden mit lauter Musik und Lichtstrahlen am Schlafen gehindert oder für einen langen Zeitraum in einen dunklen Raum eingesperrt. Doch das ist noch nicht alles.
Systematisch werden in diesem Gefängnis die Menschenrechte der Insassen missachtet, eine würdevolle Inhaftierung wird nicht ermöglicht. So berichten beispielsweise Gefangene, dass sie bis zu 18 Stunden am Tag verhört wurden.
Bei so viel Ungerechtigkeit und Qualen ist es kein Wunder, dass sich bisher bereits 44 Gefangene das Leben genommen haben. Ein Insasse schrieb in einem Brief: “Ich will diesem Leben voller psychischer und physischer Qualen ein Ende bereiten.”
Meine persönliche Meinung:
Seit den Anschlägen vom 11. September ist das Thema Terrorismus von großer Bedeutung in den USA und in der gesamten Welt. Auch wenn man über den ehemaligen Präsidenten George W. Bush wohl geteilter Meinung sein kann, die Zustände in Guantanamo waren und sind unmenschlich. Das Zeichen gegen den Terrorismus ist für mich damit zu einem Symbol der Unmenschlichkeit geworden, auch wenn sogar der mutmaßliche Drahtzieher des 11. September dort inhaftiert sein soll. Man darf niemanden ohne Grund einsperren und es gibt viel zu viele Unschuldige, die aktuell in dem wohl schlimmsten Gefängnis der heutigen Zeit sitzen. Klar, Terroristen gehören eingesperrt, aber unter menschlichen Bedingungen und mit einem ordentlichen Prozess! Die Prinzipien des Rechtsstaates müssen für jeden gelten!
Es bleibt zu hoffen, dass diese Anstalt unter dem zukünftigen Präsidenten Biden geschlossen wird. Vielleicht ist das ein Lichtblick für alle Unschuldige, die seit Jahren ihrer Menschenrechte beraubt werden.
 
Marius Menschick